In den Räumlichkeiten des BBRZ - dem Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrums in Linz - fand von 12.-14.10.2018 zum vierten Mal der Kongress der Jungen Allgemeinmedizin Österreichs, der JAM18, statt. Drei Tage voller interaktiver Workshops und Vernetzung. Voller Spaß und Freude an der Allgemeinmedizin. Wie auch in den vorhergehenden Kongressen bemühte sich die JAMÖ, einen bunten Skill-Mix mit hoher Praxisrelevanz zu bieten.
Um 13:00 trudeln die ersten Teilnehmer_innen ein. Die Pre-Conference startet, wir machen uns in vier Teams, bestehend aus 5-7 Leuten, auf den Weg zu Primärversorgungseinheiten in Oberösterreich, um uns ein Bild von den Konzepten und der tatsächlichen Ausführung einer funktionierenden PVE machen zu können. Am Programm stehen die PVE Haslach, Enns, Marchtrenk und Sierning-Neuzeug. Die Teams treffen an den jeweiligen Standorten einen Arzt/eine Ärztin der jeweiligen PVE und werden durch die Räumlichkeiten geführt. Wir stellen viele Fragen die uns mit Geduld beantwortet werden, sodass wir uns einen guten Eindruck machen können. Zurück im BBRZ wurden unter der Moderation von Jonas Rech die Erfahrungen diskutiert und reflektiert. Fazit: Wir durften super umgesetzte Projekte besuchen und einigen uns einheitlich darauf, dass eine PVE, ob Netzwerk oder Gruppenpraxis, eine attraktive Karrieremöglichkeit und für unsere Patienten ein wertvolles Zukunftsmodell sein kann.
Den Abend lassen wir dann im “Josef” – einem linzer Lokal mit viel Tradition ausklingen und lassen es uns richtig gut gehen. Die Offenheit unserer Teilnehmer_innen machte es leicht, anregende Gespräche bei einem kühlen Getränk zu führen.
In aller Früh, um 09:00 Uhr, hält Andreas Sönnichsen, Professor für Allgemeinmedizin in Wien, seine Keynote-Lecture zum Thema „Leitlinien und personalisierte Medizin – ein Widerspruch?“. Dabei zeigt er uns, dass es durchaus sinnvoll und wichtig ist, auch Leitlinien immer wieder kritisch zu betrachten und Therapieoptionen immer vor dem Hintergrund der Geschichte und der individuellen Situation der jeweiligen Patientin überdenken. Genau darin liegt nämlich eine große Stärke der Allgemeinmedizin: Hausärzte kennen - im Gegensatz zu vielen unserer Kollegen in anderen Fächern bzw. Krankenhäusern - ihre Patienten oft schon lange und können dadurch viel besser auf deren individuelle Situation eingehen. Damit wurde uns ein wertvolles Instrument zur bestmöglichen und ganzheitlichen Behandlung unserer Patient_innen mitgegeben.
Nach einer kurzen Kaffeepause geht es auch schon in die erste Runden der Workshops. 90 Minuten voller Antibiotika, interkultureller Kommunikation und Konfliktlösungsstrategien oder auch Diabetestherapie. Schon jetzt dürfen wir uns über die gute Stimmung am Kongress, und über die ersten positiven Feedbacks freuen. Heute zählen wir 61 Teilnehmer_innen, die alle beim Essen versammelt über dieses und jenes reden.
Nach dem Essen wartet das nächste Highlight auf uns: In einer spannenden Podiumsdiskussion stellen sich Martin Rupprecht (Personalchef GESPAG), Erwin Rebhandl (Präsident der OBGAM), Victoria Nader (TÄ-Vertreterin OÖ) und Peter Niedermoser (Präsident der OÖÄK) unter der Moderation von Jan Katzbeck den teils unbequemen Fragen des Publikums zum Thema „Ausbildungsqualität in Österreich“.
In den Nachmittagsworkshops dürfen wir uns in Wundmanagement, Notfällen in der Allgemeinmedizin, Untersuchungsgängen bei den großen Gelenken, Rehabilitation und einigen weiteren spannenden Themen fortbilden.
Gegen Abend hin hören wir wieder unseren Magen knurren. Also machen wir uns alle gemeinsam auf den Weg in die „Stadtliebe“.
Den Sonntag beginnen wir - ganz ungewöhnlich für einen Kongress und dafür umso besser - mit einem gemütlichen Frühstück im Foyer der Kongressräumlichkeiten des BBRZ. Es ist schön, dabei zu beobachten, wie sich die Teilnehmer_innen immer mehr durchmischen und angeregt über alle möglichen Themen rund um die Allgemein- und Familienmedizin austauschen.
Danach starten wir in die letzten beiden Workshopsessions des Kongresses. Matthias Somvilla zeigt uns in einem Ultraschallkurs, wie gut man dieses Tool in der allgemeinmedizinischen Praxis nutzen kann. Daneben findet der Workshop über Polypharmazie mit Jochen Schuler und Michael Wendler statt - wir dürfen erfahren wie viel man bei einem richtigen Medikamentenmanagement für den Patienten “herausholen” kann. Ergänzt wird unser buntes Programm am Sonntag noch durch den Workshop der Blickdiagnosen in der Allgemeinmedizin, unserem alljährlichen Case-Café und einem Workshop über die häufigsten Kindererkrankungen von Anita Mang.
Abschließend gibt es noch eine Zusammenfassung über die derzeitige Situation der Allgemeinmedizin in Österreich, und eine kurze Feedbackrunde.
An dieser Stelle möchten wir uns bei all unseren Unterstützern bedanken: Finanziell wurde der Kongress unterstützt von der Oberösterreichischen Ärztekammer, dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger, der Stadt Linz und unseren Vortragenden - letztere haben es dank ihres großen und zum Teil ehrenamtlichen Engagements einmal mehr möglich gemacht, dass dieser Kongress heuer so erfolgreich war und nächstes Jahr wieder stattfinden kann. Dem BBRZ und seinem Team danken wir für die tollen Räumlichkeiten und die gute Versorgung.
Wir sind stolz darauf, diesen Kongress von und für junge KollegInnen anbieten zu können. Dass dies ohne Industriesponsoring und dennoch zu einem günstigen Preis möglich ist, verdanken wir zusätzlich und vor allem unserem engagierten Kongress-Team, welches das ganze Jahr ehrenamtlich seine Freizeit in den Dienst der Sache stellt.
Jedes Jahr steigt das Teilnehmer_innen-Interesse und der Kongress bietet jedenfalls Wachstumspotential.
Wer mitarbeiten, vortragen oder Teil des Organisationsteams für den JAM19 (18.-20. Oktober 2019 in Salzburg) sein will, ist jederzeit herzlich bei uns willkommen und schreibt uns am besten ein Mail an office@jamoe.at.