Die Rolle der AllgemeinmedizinerInnen als erste Anlaufstelle im österreichischen Gesundheitssystem

Medientyp:

Diplomarbeit

Quelle:

Abteilung Allgemeinmedizin, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien, Volume Doktor der gesamten Heilkunde (Dr. med. univ.), Wien, p.84 (2014)

Inventarnummer:

AC10776510

URL:

http://media.obvsg.at/AC10776510

Schlüsselwörter:

Erstkontakt, Primärversorgung, QUALICOPC

Zusammenfassung:

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Hintergrund</h2>

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Die Österreichische Primärversorgung, und damit auch die Allgemeinmedizin, gilt als schwach ausgeprägt und aufgrund systembedingt fehlender Koordinations-mechanismen in ihrer Rolle als erste Anlaufstelle für alle Gesundheitsanliegen stark vom Verhalten der Patientinnen und Patienten abhängig. Die hohe Inanspruchnahme von Fach-ärztinnen und Fachärzten und von Spitalsambulanzen legt nahe, dass die Allgemeinmedizin nicht routinemäßig die erste Anlaufstelle darstellt, genauere Daten dazu fehlen jedoch.</p>

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Methoden</h2>

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Um zu erfassen, wie stark die Allgemeinmedizin als erste Anlaufstelle gesehen wird, wurden im Rahmen der QUALICOPC-Studie erhobene Daten von 1598 Patientinnen und Patienten und 184 Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern aus ganz Österreich analysiert. Anhand von Fallvignetten wurde die Rolle der Allgemeinmedizin als erste Anlaufstelle erfasst und auf Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen analysiert. Patientinnen und Patienten wurden zusätzlich nach ihrem Erstkontaktverhalten befragt. Erstkontaktverhalten, Ansichten der Patientinnen und Patienten und die Wahrnehmung der Ärztinnen und Ärzte wurden untereinander auf Korrelation geprüft.</p>

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Ergebnisse</h2>

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Zumindest 85,9% der Patientinnen und Patienten haben eine Ärztin oder einen Arzt für Allgemeinmedizin zu der oder dem sie normalerweise zuerst gehen. Innerhalb von 12 Monaten haben 80% mindestens einmal selbstständig fachärztliche Hilfe und 25,5% eine Notaufnahme in Anspruch genommen. Die Allgemeinmedizin wird häufig als erste Anlaufstelle für Gründe wie Magenschmerzen (83,7%) oder Routineuntersuchungen (83,5%) angegeben. Seltener traf dies für psychosoziale und fachspezifischere Probleme wie etwa Sehkraftverschlechterung (29,4%) zu. Es zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen in einer Mehrzahl der Fälle. Die Erstkontaktrolle wurde in Gebieten mit niedrigem Urbanitätsgrad fast durchwegs höher bewertet. Die Ansichten der Patientinnen und Patienten korrelierten signifikant mit den Wahrnehmungen der Ärztinnen und Ärzte (r=0,122; p&lt;0,001), wie auch mit dem Erstkontaktverhalten (r=0,105; p&lt;0,001).</p>

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Schlussfolgerung</h2>

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Die Allgemeinmedizin wird für einige primärversorgungsrelevante Fragestellungen nicht als erste Anlaufstelle gesehen. Um die Erstkontaktrolle der Allgemeinmedizin zu stärken und die damit verbundenen positiven Effekte zu erreichen, sollten die Gründe dafür genauer untersucht und bei Reformen berücksichtigt werden.</p>