"Der Masterplan Medizinstudium 2020 ist ein wichtiger Schritt hin zu einem modernen Medizinstudium, das unsere Ärztinnen und Ärzte auf die künftigen Herausforderungen vorbereitet und eine gute Patientenversorgung überall in Deutschland auch in Zukunft sicherstellt. Mehr Praxisbezug im Studium und eine Stärkung der Allgemeinmedizin sind gerade mit Blick auf die gute Versorgung im ländlichen Raum von großer Bedeutung. Zugleich wird die Befähigung zu wissenschaftlichem Arbeiten gestärkt – dies entspricht den Empfehlungen des Wissenschaftsrats und dem Wunsch vieler angehender Ärztinnen und Ärzte."
So begrüßte der deutsche Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe den Masterplan 2020. Dieser soll das deutsche Medizinstudium so reformieren, dass deutsche Studierende zukünftig eine praxisnähere und patientorientiertere Ausbildung genießen dürfen. Vor allem die Allgemeinmedizin wird als ein wichtiger Faktor für ein zielführendes Medizinstudium genannt. Im Papier wird erwähnt, dass “die Allgemeinmedizin im Studium den selben Stellenwert wie in der Versorgung haben muss”.
Der Masterplan schließt auch nicht aus, dass es im Zuge der Reform zu einer “moderaten” Anhebung der Studienplätze für Humanmedizin kommen kann, wobei die Universitäten selbst entscheiden dürfen, ob sie mehr Studierende zulassen oder nicht.
Allgemeinmedizin soll in Zukunft vom Anfang bis zum Ende des Studiums immer wiederkehren und ein verstärkter Fokus auf die allgemeinmedizinische Ausbildung gelegt werden. Lehrpraxen sollen verstärkt in die Ausbildung eingebunden werden, so soll es regelmäßig wiederkehrende Hospitationen in allgemeinmedizinischen Praxen, und Praktika bevorzugt in ländlichen Ordinationen geben.
Auch in den Prüfungen und Staatsexamen sollen allgemeinmedizinische Lehrinhalte vermehrt abgeprüft werden - einen wichtigen Punkt spielen dabei die praktisch kompetenzorientierte Ausbildung und Überprüfung in Form von mehreren “OSCEs” bei den Staatsexamen.
In Zukunft soll es an allen medizinischen Fakultäten in Deutschland Lehrstühle für Allgemeinmedizin geben, auch mit dem Ziel, die allgemeinmedizinische Forschung zu fördern.
Ein besonderer Satz aus dem Masterplan:
“Strategien zur Langzeitversorgung chronisch Kranker, der Umgang mit Multimorbidität, gesetzliche Früherkennungsuntersuchungen, Hausbesuche, Familienmedizin und Versorgung in Alten- und Pflegeheimen können nur in der Allgemeinmedizin vermittelt werden. Allgemeinmedizin ist damit für alle Studierende wichtig.”
Die Maßnahmen werden jedoch nicht von allen als positiv angesehen. Insbesondere unter den Studierenden gab es schon lange Widerstand gegen die Einführung eines Pflichtquartal Allgemeinmedizin im PJ. Auch die Möglichkeit, dass Bundesländer 10% der Studienplätze an Anwärter vergeben können, die sich dazu verpflichten müssen 10 Jahre als Allgemeinmediziner am Land tätig zu sein, sorgt für verständliche Skepsis.
Dennoch, die deutsche Gesundheitspolitik verschließt ihre Augen nicht vor den kommenden Problemen der Versorgung und geht das Thema mit einer Fülle an Maßnahmen proaktiv an. Die Frage ist natürlich, wie gut all diese Punkte umgesetzt werden können und ob die intendierte Stärkung der Allgemeinmedizin damit wirklich ausreichend erreicht werden kann.
Aus unserer Sicht hat Deutschland jedenfalls einen mutigen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Bleibt zu hoffen, dass wir zukünftig auch in Österreich die Ausbildung mehr an den Versorgungsbedarf annähern.