Ohne Facharzt keine Aufwertung

Lange wurde er gefordert, aber in die Ausbildungsreform hat er es nicht geschafft: der Facharzt für Allgemeinmedizin. Wie vor der Novelle des Ärztegesetzes 2014 sind im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern Europas Allgemeinmediziner auch zukünftig keine Fachärzte.

Ein Grund für die Forderung nach dem Facharzt war neben einer Verbesserung des Image der Allgemeinmedizin in der Bevölkerung auch die Aufhebung der Hierarchie innerhalb der Ärzteschaft. Denn Allgemeinmedizin hat aufgrund der bisherigen Rahmenbedingungen den Beigeschmack der ewigen “zweiten Wahl” für jene, die keine Ausbildungsstelle für ein Sonderfach bekommen haben. Zumindest das wird sich in Zeiten des allgemeinen Ärztemangels in den Krankenhäusern und der nun eingeführten strickten Trennung zwischen Sonderfachausbildung und Allgemeinmedizinausbildung ändern. Dennoch wird es noch ein weiter Weg werden, bis die Allgemeinmedizin als gleichwertig zu den Sonderfächern angesehen wird. Das zeigt unter anderem ein kleines Beispiel aus dem derzeitigen Gesetzesentwurf des Landes Salzburg zur Umsetzung der ausverhandelten Gehaltsreform.


Quelle der Abbildung: Deklaration Salzburg

In Salzburg wurden in langen Verhandlungen substantielle Erhöhungen des Grundgehalts für die Angestellten der Landeskliniken zum Ausgleich des Wegfalls von Überstunden- und Nachtdienstzulagen durch das neue KA-AZG ausverhandelt. Die Umsetzung der Verhandlungsergebnisse muss in einem Landesgesetz erfolgen, ein Entwurf dieses Gesetzes wurde vor Kurzem von der Seite Deklaration Salzburg online gestellt. Wie gesagt ist das Ganze bisher nur ein Entwurf. Es zeigt aber, was für einen Unterschied ein Facharzttitel machen kann.

Gedankenexperiment

Was das konkret bedeutet, zeigt sich anhand eines kleinen Gedankenexperiments:

A und B studieren gemeinsam Medizin und absolvieren im selben Krankenhaus in Salzburg ihr Basisjahr.
A will Allgemeinmediziner werden, B wird Internist. Da am Beginn der Allgemeinmedizin-Ausbildung noch 9 weitere Monate Innere Medizin am Programm stehen, beginnen beide nach dem Basisjahr auf der selben Abteilung zu arbeiten.
B bekommt ab diesem Zeitpunkt ein höheres Gehalt als A trotz gleicher Qualifikation, schlicht und einfach weil er sich in Ausbildung zum Facharzt befindet.

Wahrscheinlich wird der absolute Unterschied in der Bezahlung schlussendlich nicht sonderlich groß sein, aber es geht dabei auch nur bedingt ums Geld. Es geht darum, dass aus Prinzip die Allgemeinmedizin schlechter gestellt wird. Eine Stärkung der Allgemeinmedizin sieht anders aus.

Nachtrag:

Lt. Informationen der Salzburger Ärztekammer wird mit Einführung des "Gehaltsschema Neu" die Diskriminierung zwischen "Turnusärzten" und "Assistenzärzten" wegfallen und es somit auch keine schlechtere Bezahlung der Allgemeinmediziner in Ausbildung mehr geben.