Editorial: GHZ Enns - endlich eröffnet

Es ist soweit – Anfang Jänner haben wir Ennser AllgemeinmedizinerInnen begonnen, in unserem Gesundheitszentrum zu arbeiten. Unser? Ja, denn wir haben es nach den Verhandlungen mit den Stakeholdern in OÖ gebaut. Selbst. Keine fremden Eigentümer, wir sind nach wie vor unsere eigenen Chefs.
Begonnen hat es mit der Ankündigung der Schließung des Ennser Krankenhauses, das einmal ein Gemeindespital war, dann in die GESPAG eingegliedert wurde, in der Folge als LKH Enns geführt wurde, im Zuge der Spitalsreform verschwand das „LKH“, und es blieben Departements, damals waren die Ablaufdaten schon bekannt, w und ich begann nachzudenken, was sich in unserem Ennser Mikrokosmos ändern wird. Sehr schnell kam der Entschluss etwas Neues auf die Beine stellen zu wollen, die erste Idee war im Gebäude, des ehemaligen Krankenhauses.
Damals waren Worte wie „PHC“, „Primärversorgung“ und „PVE“ exotisch, nicht einmal in den informierteren Kreisen geläufig, wir diskutierten, wie man die Begriffe wohl allgemeinverständlich machen könnte. Nach 6 Jahren der Planung unseres Zentrums ist die Diskussion noch immer nicht abgeschlossen.
Unsere Primärversorgungseinrichtung (der momentan gültige politisch korrekte Begriff) ist fertig gebaut, und wir arbeiten und beginnen Erfahrungen zu sammeln: Was sind für mich die Erfolgsfaktoren? Dass sich 6 Allgemeinmediziner finden und sich auf einen gemeinsamen Weg einigen, Organigramme erstellen und Arbeitsabläufe planen, ist kein leichtes Unterfangen, vor allem wenn 5 von ihnen schon selbständig in der eigenen Praxis tätig waren und jeder natürlich seine Eigenheiten mitbringt.
Genau das war das Spannende, Gemeinsames zu schaffen, gegenseitig zu profitieren, zu sehen, „Wie macht‘s der andere?“, „Wie können wir unsere Praxis gemeinsam noch besser organisieren?“ Ohne das Verständnis füreinander, den Spaß an unserer Arbeit und der Aussicht im Team für die Zukunft etwas zu schaffen, das für alle einen Mehrwert hat, für uns, für unsere Praxismitarbeiter, vor allem aber für unsere Patienten, wäre es nicht gelungen. Und der Prozess ist noch nicht zu Ende, das ist jedem von uns klar. Wir werden neues entwickeln müssen, Abläufe organisieren. Aber im Team – das ist spannend, darauf freut sich jeder, seien wir uns ehrlich, danach sehnen wir uns auch nach den Zeiten als wir im Krankenhaus, während unserer Turnuszeit (ja, damals gab es noch den Turnus) nicht alleine in unseren Praxen waren. Da kann jeder im Team seine Stärken ausspielen, und die Last verteilt sich auf mehrere Köpfe.
Das macht sich auch schon am Beginn bemerkbar: Der Teamgeist ist da, unsere Mitarbeiterinnen freuen sich, mit Patienten arbeiten zu dürfen (hier insbesonders die diplomierten Krankenschwestern, denn im Krankenhaus ist Arbeit mit Patienten nicht unbedingt im Vordergrund).
So können wir auch unsere Programme umsetzen – „Therapie Aktiv“, Betreuung von Herzinsuffizienzpatienten (ein neues Projekt in Oberösterreich), Präventionsprogramm. Denn wir können unsere Stärken im Team ausspielen: von der Diätologin, bis zur Physiotherapeutin und dem Sozialarbeiter. Da profitieren unsere Patienten und wir Ärzte davon.
Schließlich erstellen wir gemeinsame workflows, wir einigen uns auf Abläufe und Qualität – ein Ding der Unmöglichkeit in dieser Konsequenz in der Einzelpraxis. Von der Präanalytik im Labor über die Wundversorgung, alles wird besprochen sowie abgestimmt, und wir einigen uns auf gemeinsame Arbeitsabläufe.
Das größte Zukunftsthema gehen wir noch an, bzw. es ist schon geplant: Ausbildung von Kollegen für die Allgemeinmedizin. Wir wollen junge Kollegen durch unsere eigene Freude an der Arbeit und im Team davon überzeugen, dass Allgemeinmedizin mit den heutigen Vorstellungen von Beruf, Freizeit und Familie in Einklang zu bringen ist. Meine eigene Freude am Beruf ist noch gestiegen – was will man mehr? Arbeiten und dabei Freude haben!