<h2>Zielsetzung</h2><p>Die österreichische Bundes-Zielsteuerungskommission (BZ) hat ein Konzept zur Reformierung des bestehenden Primary Health Care Systems (PHCS) beschlossen. Die bestehenden Modelle der Allgemeinmedizin sollen im Rahmen dieser Reform verbessert und die Primärversorgung gestärkt werden. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, innovative Modelle und Arbeitsweisen in der Primärversorgung des Bundeslandes Tirol zu erheben und in Relation zu den geplanten Maßnahmen zu stellen. Darüber hinaus sollen die Meinungen und Wünsche der AllgemeinmedizinerInnen (AM) zu Verbesserungen einfließen. Die Ergebnisse der Arbeit sollen eine Prüfungsbasis zur Umsetzbarkeit des Reformkonzeptes in Tirol bieten.</p><h2>Methoden</h2><p>Um die bestehenden Modelle erheben und analysieren zu können wurde unter dem Titel INNOVAMT (Innovative allgemeinmedizinische Modelle in Tirol) eine prospektive Querschnittstudie in Form einer Onlineumfrage unter den niedergelassenen AM im Bundesland Tirol (n=572) durchgeführt. Die Auswertung erfolgte mittels Methoden der deskriptiven Statistik. Letztlich wurden 87 der 572 AM (ca. 15%) in die Stichprobe inkludiert. Zur Vergleichbarkeit der Modelle wurde ein Innovationsscore eingeführt, welcher die Kernelemente des Konzeptes der BZ enthält.</p><h2>Ergebnisse</h2><p>Die Erhebung zeigt, dass in Tirol bereits heute ein relativ hohes Maß an Interdisziplinarität besteht. Mehr als die Hälfte der Praxisteams umfassen neben OrdinationsassistentInnen auch mindestens eine weitere Berufsgruppe. Dennoch bestehen Unterschiede bei der Umsetzung innovativer Merkmale im Sinne der Reformpläne, vor allem abhängig vom Stadt-Land-Verhältnis. Zwischen dem entwickelten Innovationsscore und der erhobenen Zufriedenheit sowie zwischen der Zusammenarbeit und räumlicher Nähe lassen sich keine deutlichen Zusammenhänge feststellen. Die größte Unzufriedenheit der AM besteht in der Administration, der Finanzierung sowie der Wertschätzung des Berufsbildes.</p><h2>Schlussfolgerung</h2><p>Einerseits besteht der Wunsch nach Gruppenpraxen, andererseits jedoch gibt es eine negative Erwartungshaltung bezüglich PHC-Zentren. Verbesserungswürdig ist die Verfügbarkeit insbesondere an Wochenenden, Tagesrandzeiten und in der Nacht. Niedrige Zufriedenheitswerte bieten Verbesserungspotenziale für die primäre Gesundheitsversorgung in Tirol.</p>